Nachweis von Mikrodeletionssyndromen

Bei der konventionellen Chromosomendiagnostik wird eine Auflösung von 450 – 550 Banden pro haploidem Chromosomensatz erreicht. Das entspricht einer Erkennbarkeit im Bereich von 5 – 10 Megabasenpaaren. Kleinere chromosomale Deletionen können nur mit einer Spezialuntersuchung, der Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung (FISH-Technik), erkannt werden. Das bedeutet aber auch, daß eine Mikrodeletion ohne klinische Verdachtsdiagnose in der Regel nicht diagnostizierbar ist.

Folgende Mikrodeletions-Syndrome, deren Bild im einzelnen beschrieben wird, werden in unserem molekular-zytogenetischen Labor bestimmt:

Syndrom Lokalisation OMIM
Angelman Syndrom 15q11-13 105830
Cri-du-chat Syndrom 5p15.2 123450
Ichthyosis Xp22.3 308100
Kallmann Syndrom Xp22.3 308700
Mikrodeletionssyndrom 1p36 1p36 607872
Mikrodeletionssyndrom 22q11.2 22q11.2 188400
Mikrodeletionssyndrom 22q13.3 22q13.3 606232
Mikrodeletionssyndrom Xp22.3 Xp22.3
Miller-Dieker Syndrom 17p13.3 247200
Prader-Willi Syndrom 15q11-13 176270
Smith-Magenis Syndrom 17p11.2 182290
Williams-Beuren Syndrom 7q11.23 194050
Wolf-Hirschhorn Syndrom 4p16.3 194190

Eine Mikrodeletion ist molekulargenetisch betrachtet der Verlust von mehreren Genen. Die resultierenden Erkrankungen werden deshalb auch als „contiguous gene syndrome“ bezeichnet.

Die zur Hybridisierung eingesetzten Proben (sogenannte DNA-Sonden) sind spezifisch für die Genorte der jeweiligen Syndrome.

Die häufigste Ursache für die Entstehung von Mikrodeletionen ist eine nicht homologe Rekombination zwischen repetitiven Sequenzen während der Meiose.

Wenn diese Mikrodeletion de novo aufgetreten ist, ist das Wiederholungsrisiko für weitere Kinder niedrig.

Bei einigen Mikrodeletions-Syndromen kann ein Elternteil Träger einer chromosomalen Mikrodeletion in schwacher phänotypischer Ausprägung sein, oder es kann ein Keimzellmosaik vorliegen. In diesen Fällen ist das Wiederholungsrisiko erhöht.

Wie bei allen strukturellen chromosomalen Aberrationen ist eine Chromosomenuntersuchung der Eltern, zusätzlich mittels FISH-Technik mit den entsprechenden spezifischen DNA-Sonden erforderlich.

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